Wohn- und Seminarhaus Bundwerkstadel, Tuntenhausen, Deutschland
Der Begriff Stadel dient im bayrisch/österreichischem Sprachraum für ein landwirtschaftliches Nutzgebäude, das als Lager dient oder zum Unterstellen von Geräten dient. Bundwerk ist ein Begriff aus der Zimmermannskunst und der bäuerlichen Baukultur aus dem gleichen Raum, neben Blockbau und Fachwerk.
Dieser Bundwerkstadel stammt aus dem Jahr 1773, wurde über 40 Jahre in hunderten Einzelteilen eingelagert und nun an neuer Stelle wiederaufgebaut in mühsamer Kleinarbeit.
Der ursprüngliche Innenraum war ein Raumvolumen ohne Trennwände oder Decken. Beim Bundwerk dienten innen angebrachte Bretter lediglich als Wetterschutz, nicht als thermische Hülle. Tageslicht im Innenraum war nicht benötigt. Diese Schöne Hülle sollte in ein Wohn- und Seminarhaus umgewandelt werden, doch das Wesen der Handwerkskunst bewahren. Komfortables, gesundes Wohnen zu jeder Jahreszeit bei minimalen Energieaufwand und reduzierten CO2 Emissionen waren dafür die herausfordernden Vorgaben.
Das dafür entwickelte Energie- und Klimakonzept nutzt weitgehend passive Maßnahmen. Im Sommer verringern Dachüberstände bzw. außenliegender Sonnenschutz solaren Eintrag in das Gebäude und es kann komplett auf natürliche Weise gelüftet werden. Eine effektive Nachtlüftung in Kombination mit thermischer Masse durch architektonisch integrierte Fermacell-Gipsfaserplatten führt zu angenehmen Raumtemperaturen auch bei höheren Außentemperaturen.
Die kontrollierte Wohnraumlüftung versorgt im Winter das Gebäude ausreichend mit zugfreier Frischluft versorgt und arbeitet mit effizienter Wärmerückgewinnung. Geheizt wird über eine Fußbodenheizung, angenehme Strahlungswärme bei niedrigen Vorlauftemperaturen. Für die Wärme sorgt ein Pelletkessel in einem nebenstehenden Stadel. Der nachwachsende Rohstoff Holz steht für Nachhaltigkeit und erzeugt bei diesem Projekt geringstmöglichen CO2 Ausstoß.