Rapunzel Besucherzentrum, Legau, Deutschland
Das Raumprogramm des neuen Besucherzentrums von Rapunzel umfasst 4886 m² Haupt- und Nebennutzflächen mit Ausstellungsbereich und Kaffee-Schaurösterei und beherbergt sowohl eine Bäckerei als auch einen Bioladen. Es gibt Seminarräume, ein Kochstudio und einen Weinkeller mit Bewirtung. Im Empfangsbereich bietet ein Café eigene Speisen und Getränke an. Im Sommer wird auch der große Außenbereich genutzt.
Die verschiedenen Nutzungen erfordern ein Lüftungs- und Energiekonzept, das jeweils passend auf die einzelnen Bereiche abgestimmt ist. Das Lüftungssystem muss einem schwankenden Bedarf, wie er zum Beispiel durch unterschiedliche Besucherzahlen entsteht, angemessen begegnen. Daher sorgt eine mechanische Lüftung in den meisten Nutzungsbereichen für den notwendigen Grundluftwechsel. Die Steuerung ermöglicht, die unterschiedlichen Bereiche jeweils abhängig von der tatsächlichen Nutzung zu belüften..
Die Rösterei hat während des Betriebes einen hohen Luftbedarf für die Gasbrenner. Deren Zuluft wird aus hygienischen Gründen über eine separate Lüftungsanlage mit Feinstaub- und Pollenfilter von außen zugeführt und im Winter in einem Luftheizregister vorgewärmt.
Das Kochstudio und der Seminarraum im Obergeschoss lassen sich einfach und natürlich über Fenster lüften. Für den Sommer besteht im gesamten Erdgeschoss, sowie in den Büro- und Seminarräumen zusätzlich die Möglichkeit, durch nächtliches Durchströmen mit frischer Außenluft, die Räume abzukühlen, sodass das Gebäude mit dieser Nachtluftspülung auch an heißen Tagen einen sehr guten Komfort bietet.
Die Beheizung der unterschiedlichen Programmflächen erfolgt in den meisten Bereichen mit einer Fußbodenheizung über die im Sommer auch gekühlt werden kann. Ausstellung, Atrium und Seminarraum im Obergeschoss werden über eine Bauteilaktivierung beheizt und gekühlt.
Während des Betriebs der Rösterei entsteht Abwärme durch die Röstung und durch die thermische Nachbehandlung mit Gasbrennern, die normalerweise über das Abgassystem abgeführt wird. Bei der geplanten jährlichen Röstmenge von 300 t Kaffee entsteht eine theoretisch nutzbare Abwärmemenge von mehr al 140 MWh. Der Wärmebedarf des neuen Besuchergebäudes liegt bei nur 110 MWh/a.
Transsolar hat deshalb eine Rückgewinnung der Abwärme aus dem Röstabgas vorgeschlagen, um sie für die Beheizung zu nutzen.
Mit welchem Anteil die Abwärme der Rösterei den Gesamtwärmebedarf des Gebäudes deckt, hängt vom Betrieb der Röstanlage ab. Während einiger Wintertage wird voraussichtlich zusätzliche Wärme aus dem Rapunzel-Holzkraftwerk benötigt; im Sommer fällt mehr Abwärme an, als im Gebäude genutzt werden kann. Der Neubau ist über eine Nahwärmeleitung mit dem Produktionsgebäude verbunden, die Abwärme aus dem Besucherzentrum kann so potenziell auch in der Produktion genutzt werden. Der Abgaswärmeübertrager der Rösterei gibt die Wärme an zwei 5.000 Liter Pufferspeicher ab, von denen alle Wärmeverbraucher, allen voran das Gewächshaus, die Warmwasserbereitung der Küche sowie die Nacherhitzung der Niedertemperaturheizkreise bedient werden. Auch die Abwärme aus der Kleinkälteerzeugung der Kühlhäuser, Kühlschränke und -theken, Tiefkühlschränke sowie der Serverkühlung wird genutzt. Als Abwärmequellen sind sie mit dem Niedertemperaturspeicher verbunden, der die Niedertemperaturheizkreise der Fußbodenheizung, Bauteilaktivierung und Lüftung versorgt.
Mit dieser konsequenten Nutzung aller Abwärmepotenziale kann der Wärmebedarf des Besucherzentrums bis zu 85 % aus Abwärme gedeckt werden.
2023 Global Future Design Award Gold
2023 International Architecture Award Winner
2023 London Design Awards Silver