Kulturwerk am See & Musikschule, Norderstedt, Deutschland

Kulturwerk am See & Musikschule

Die Landesgartenschau Schleswig-Holstein 2011 bot die Gelegenheit, ein stillgelegtes ehemaliges Kalksandsteinwerk in ein Kultur- und Veranstaltungszentrum umzubauen. Transsolar übernahm die Aufgabe, ein Klimakonzept zu entwickeln, das auf die bestehenden Gebäude und auf die Nutzung als Veranstaltungsstätte abgestimmt ist. Wichtiges Ziel dabei war, möglichst ohne hohen Energieaufwand für Lüftung, Heizung und Kühlung einen gehobenen Nutzerkomfort in den Räumen zu erreichen.
Das Klima von Norderstedt bietet sehr gute Voraussetzungen für eine natürliche Be- und Entlüftung. Ein bestehender Kriechkeller, umgebaut zu einem Erdkanalregister, konditioniert nun die Zuluft, die durch Quellluftauslässe in den Tribünen, Sitzbänken und im Bühnenbereich in die beiden Veranstaltungssäle eintritt. Ein 20 m hoher Abluftkamin erzeugt hierfür den Antrieb. Nur bei Windstille und bei hohen Außentemperaturen wird die natürliche Lüftung mechanisch unterstützt. Ein radiatives Deckenheizsystem erwärmt im Winter die Räume und kühlt sie im Sommer, indem es mit Grundwasser aus einem Brunnen betrieben werden kann.
Angrenzend an das umgenutzte Fabrikgebäude entstand ein Neubau für die örtliche Musikschule mit Unterrichts- und Proberäumen, einem Tanz- und Bewegungsraum sowie einer Cafeteria im Foyer.
Alle Unterrichts- und Probenräume des Neubaus werden natürlich be- und entlüftet. Die Lüftung über die Fenster wird dabei durch Abluftöffnungen im überhöhten Attikabereich am Dach des offenen Treppenhauses unterstützt. Zwischen den Unterrichtsräumen und den Verkehrsbereichen befinden sich schallgedämmte Überströmöffnungen. Lediglich die Räume für Bandproben im Untergeschoss werden mechanisch mit dezentralen Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung belüftet. Eine natürliche Nachtluftauskühlung führt thermische Lasten aus dem Gebäude ab und sorgt dafür, dass die Räume im Sommer nicht überhitzen.
Die Doppelfassade ist sowohl geschoss- als auch raumweise getrennt. Die innere Hülle besteht aus Wärmeschutzglas, während sich in der Sichtfassade horizontal gedrehte Kalksandsteine und Einfachglasscheiben mit einem im Zwischenraum angeordneten Sonnenschutz abwechseln. Durch die charakteristische Lochung der Kalksandsteine und durch Luftöffnungen über und unterhalb der Glasscheiben ist eine gute Hinterlüftung des Zwischenraums gewährleistet. Die Lochung der Kalksandsteine erzeugt außerdem interessante optische Effekte im Innenraum.
Für die entwickelten Konzepte hat Transsolar deren Funktion mittels thermischer Gebäudesimulation mit TRNSYS und Strömungssimulationen mit TRNFLOW nachgewiesen.