Klimaneutrale Stadt 2035 – Gewerbegebiet Bezirk Weilimdorf, Stuttgart, Deutschland

Im Sommer 2022 hat der Gemeinderat der Stadt Klimaneutralität bis 2035 als Ziel beschlossen. Industrie sowie Gewerbe, Handel, Dienstleitung verursachen fast 50% der städtischen CO2-Emissionen, daher gilt es, das Potenzial für den Klimaschutz in den städtischen Gewerbegebieten zu identifizieren.
Für die beispielhafte Entwicklung eines Handlungskonzepts für eine Transformation hat Transsolar die Untersuchung im Gewerbe des Stadtteils Weilimdorf durchgeführt. Die vorhandene Datenlage sowie bestehende Studien und Maßnahmenpapiere der Stadt dienten als Grundlage. Zusätzlich wurden eine Umfrage erhoben und Interviews mit Schlüsselunternehmen geführt und die Ergebnisse eingearbeitet. Für das Gebiet wurde eine Bilanzgrenze definiert.
Um der räumlich-strukturellen Perspektive der Stadtentwicklungsplanung Rechnung zu tragen, wurde das Quartier entsprechend der vorherrschenden Nutzungen in vier Cluster unterteilt. Deren Emissionsanalyse zeigt die Schwerpunkte auf. Das Nutzungscluster Büro Campus generiert etwa aufgrund einer hohen Arbeitsplatzdichte auch ein großes Mobilitätsaufkommen. Zugleich liegen hier hohe Potenziale zur Einsparung durch Sensibilisierung der Nutzer*innen.
Das Cluster Logistik/Spedition hat einen sehr hohen Strombedarf. Inventuren und Maßnahmen wie Ablösung veralteter Kühlanlagen und effektives Facility-Management können einen großen Beitrag leisten. Bei der Mobilität der Logistik ist wohl der höchste Emissionsanteil zu verorten. Im produzierenden Gewerbe sind die Umstellung auf effizientere Maschinen und eine Wasserstoffstrategie für die Prozesse, in denen Elektrifizierung nicht möglich ist, wichtige Ziele. Im Bereich Kleingewerbe/Handel bedarf es gebäudespezifischer Betrachtung und intensiver Unterstützung kleinerer Betriebe.
Beispielhaft für die ganze Stadt zeigt Weilimdorf, die Potenziale zur Reduktion von Emissionen sind groß. Zudem bieten Gewerbegebiete mit ihren Gebäuden große Flächen für die Nutzung durch Photovoltaik. In Stuttgart ist das geothermische Potenzial vergleichsweise gering, jedoch steckt in der Vielzahl produzierendender Unternehmen Potenzial in der Abwärme, z.B. zur Versorgung angrenzender Büro- oder Wohngebäude.
Die Energiepotenziale von Photovoltaik und Geothermie vor Ort reichen innerhalb der Bilanzgrenzen nicht aus, um den hohen Energiebedarf von Weilimdorf vollständig zu kompensieren. Eine Klimaneutralität kann damit allein nicht erzielt werden.
Kurzfristig müssen auf dem Weg zum klimaneutralen Gewerbegebiet alle Maßnahmen zur Energieeinsparung getroffen werden, begleitet und gefolgt von einer sukzessiven Umstellung der Wärme- und Prozessenergiebereitstellung, um den Bezug von Energie und Kompensationen von außerhalb des Gebietes auf ein Minimum zu reduzieren.
Längerfristig benötigt es eine raum- und infrastrukturplanerische Strategie einschließlich der Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure zur Dekarbonisierung des Gewerbes und der Industrie der gesamten Stadt, Nutzung lokaler Wärmequellen und Vernetzung wie durch Nahwärmenetze, Schienennetz, Wasserstoff- Infrastruktur für die Industrie.