TSA Uganda Projekt – Eintauchen in den Designprozess

16 Dezember 2020. Ein erstes Meeting beginnt um 8 Uhr morgens. Projekt: Schlafsäle der Hospital Training School in Kampala

Neben Moderator Pablo sind die anderen Fellows mit in der Onlinekonferenz – diesmal über Zoom – verbunden mit dem lokalen Architekten Zero Carbon Designs und dem Projektwentwickler von Impact Building Solutions Foundation, sowie dem ehemaligen TS-Fellow Achilles Ahimbisibwe (Associate Dean at Uganda Martyrs University) als Berater vor Ort. Die „Piloten“ Michelle Hur und Mohammad Hamza sind dabei; Monika Lauster und Bertram von Negelein hören mit, es gilt, auch diese Etappe des ersten Gemeinschaftsprojektes der TSA7 Fellows mit festzuhalten.

Nach der Vorstellungsrunde bringen die ersten Fragen Details zum Vorschein. Eine Edge-Zertifizierung* ist angedacht, wird aber zunächst noch nicht detailliert mit einbezogen. Ugandas Netzstrom stammt hauptsächlich aus Wasserkraft, die Infrastruktur ist allerdings nicht sehr zuverlässig. Der Strom kann auch länger mal ausbleiben und ist teuer. Auch deshalb ist geplant, keine Steckdosen in den Räumen des Wohnheimes zu verbauen. Zudem kommt so niemand in Versuchung, im Wohn-Schlafraum heimlich kochen zu wollen. Die Auszubildenden erhalten ihr Essen von der Schule.

In Uganda regnet es im Schnitt doppelt so viel wie bei uns in Europa, Wasser ist also eigentlich nicht knapp, was aber keineswegs heißt, dass dies kein Thema wäre, zumal das Leitungssystem der Stadt nicht sonderlich gut entwickelt ist.

Wie sind die Auszubildenden normalerweise gekleidet? Bei dieser Frage geht es darum, zu ermitteln, inwiefern der Grad der Bekleidung sich bei der Betrachtung des Raumklimas berücksichtigt werden muss. Die übliche Schuluniform mit Rock für Mädchen bzw. Hosen für junge Männer ist aber dem Klima angemessen. Und für den Aufenthalt innerhalb der Räume bestehen keine Vorschriften. Der Unterricht ist variabel, die Auszubildenden kehren in Hohlstunden immer wieder in die Räume ihres „Dorms“ zurück. Auch bleiben sie während der Unterrichtsperioden vor Ort, kaum jemand geht von hier über das Wochenende nach Hause.

Sandhiya stellt diverse Varianten für Verschattungen vor, die sich ihrer Meinung nach als geeignet erweisen können. Sie zeigt Beispiele aus Bambus. Der Architekt hebt hervor, dass in jedem Fall eine robuste Lösung angezielt werden soll, die möglichst wenig Wartung erforderlich macht. Gern verwendet wird in Uganda Eukalyptusholz. Die gewünschten Möglichkeiten, Kleidung vor dem Fenster zum Trocknen aufzuhängen sollte nie in Konflikt geraten, was auch immer den Fenstern Schatten spenden soll.

Ana kümmert sich in Sachen Belüftung. Wir erfahren, dass Ventilatoren selten in Uganda verwendet werden. „Die brauchen wir nicht“, heißt es. Ob diese Aussage nicht vorrangig der Gedanke an Strombedarf und Wartung gesteuert hat, bleibt offen. Immerhin gibt es bisweilen so viel Wind, dass man bisweilen doch gerne das Fenster schließt. Übrigens: Moskitonetze gibt es dort bei öffenbaren Fenstern nie, nur bei ständigen Lüftungsöffnungen sind sie Standard. Die Luftfeuchte soll in Kampala nicht so hoch sein, wie in nördlicheren Regionen Ugandas.
Das Beispiel, die Räume auf natürliche Weise und arm an Technik über Solarkamin zu durchlüften, weckt Neugier. Zu bedenken sind zwar Geräuschübertragungen über den Luftkanal von Raum zu Raum sowie eventuelle Mehrkosten. Jene Kosten muss man aber Einsparmöglichkeiten seitens der Fenster gegenüberstellen und abwägen. Transsolar hat Beispiele von Schulen im Portfolio, die zeigen, dass diese Lüftungsart bereits durchaus funktional ausgeführt wurde, ohne akustische Probleme zu verursachen.

Francis kommt an die Reihe. Er stellt Möglichkeiten der Wassergewinnung, -nutzung und -behandlung vor. Regenwasser vom Dach auffangen und sammeln, Grauwasser für die WC-Spülung nutzen oder um zu bewässern. Vier Duschen und vier WCs sind für jede Etage vorgesehen, obendrein wird es Waschräume geben, wo die Auszubildenden ihre Kleidung waschen können. Schwarzwasser wird vor Ort üblicherweise in einem Bodentank gesammelt und nach Bedarf geleert. Mit einem „Septic Digester“, einem Klärbehälter, hingegen, könnte Biogas zur weiteren Nutzung gewonnen werden. Eine andere Variante wäre, Komposttoiletten zu verwenden, bei denen Urin getrennt gesammelt werden muss, und die eine Einstreu wie Sägemehl oder Asche benötigen. Auch ist theoretisch eine biologische Kläranlage möglich; dafür wäre das Anlegen eines Teichs erforderlich. Eine Skizze zeigt die Anzahl an benötigten Leitungen, die unterschiedlicher Nutzung dienen. Auch hier stellt sich die Frage, welches System benötigt den geringsten Wartungsaufwand? Im Falle eines Defektes, so die Erfahrung des Architekten, dauert es in der Regel recht lange, bis ein Problem gelöst wird.
Um hier weiterzukommen und um Kosten für einen Vergleich zu überschlagen, muss Francis nun Schätzungen allerlei Werte ermitteln: Wie viel Wasser muss auf dem Dach gespeichert werden, auch wegen der Statik? Wie groß müssen die Tanks im Boden ausgelegt werden? Wie viel Gas kann man gewinnen? Mit welchem Wasserbedarf ist zu rechnen? Achilles hat die Möglichkeit, hierzu Erfahrungswerte einzuholen und weiterzugeben.

Ketan kommt zum Thema Elektrizität an die Reihe. Wir müssen leider erfahren: Die Möglichkeit zum Einspeisen von privat fotovoltaisch erzeugtem Strom ins öffentliche Netz gibt es in Uganda nicht. Damit entfällt die Option, auf diese Art den Stromüberschuss einer PV-Anlage am Tag abzugeben und sich vergüten zu lassen. Sofern es lediglich Beleuchtung mit LEDs im Gebäude geben sollte, würde ein kleiner Anteil Fläche auf dem Dach, bestückt mit Fotovoltaik, ausreichen. Das Dach hat aber mit ca. 2600 m² ein weitaus größeres Potential, um dort Energie zu erzeugen. Dessen Menge hängt auch vom Neigungswinkel ab, mit dem die Paneele angebracht werden sollten, damit sie sich wartungsfrei selbst bei Regen reinigen. Die erzeugte Energie müsste tagsüber genutzt werden, nicht nur durch Pumpen von Wasser auf das Dach. Denkbar ist die Nutzung in der etwa 100 m entfernten Schule, und ein Batteriesystem muss als Puffer Strom für die Nacht speichern.

Schließlich werden noch bislang nicht angesprochene Fragen gestellt, weitere offene Punkte gesammelt: Wie groß müssen die Fenster sein, damit genug Licht in die Räume kommt, oder braucht es von beiden Seiten der Räume her Licht? Es wird nicht nur vorwiegend geschlafen in den Räumen, der Lehrplan ist nicht regelmäßig, Schulstunden sind mit Unterbrechungen verteilt über den ganzen Tag, sodass die Auszubildenden häufig in ihre Räume zurückkehren. Auch soll generell beachtet werden, dass durchaus auch regelrechte Wassermassen vom Himmel fallen können: „Stormwater Management“ wäre vorteilhaft. Offen sind auch viele Materialfragen. Ein Skelett aus Stahlbeton wird das Gebäude stützen, das Verwenden von Zero Carbon Paneelen – speziellen nachhaltig erzeugten Paneelen auf Holzbasis – ist festgelegt . Für die Waschräume und Duschen ist das Material allerdings nicht erwünscht.

Bis nächste Woche, also noch vor Weihnachten, wird Transsolar ein Heft der Optionen zusammenstellen, also eine Zusammenstellung der Möglichkeiten. Für das nächste Meeting ist der 13. Januar 2021 vorgesehen.
– Fortsetzung folgt >

Design/ Planung: Zero Carbon Designs
Hersteller von klimafreundlichem Baumaterial/ Projektentwickler: Impact Building Solutions Foundation

*Beispiel: Um den EDGE-Standard zu erreichen, muss ein Gebäude in drei Kategorien 20 Prozent effizienter sein als ein Standardgebäude an dem jeweiligen Standort: in Energie, Wasser und grauer Energie der Materialien.