Outdoor Comfort
Großartiger Außenraum – Großartige Städte
„Der Unterschied zwischen einer ok-Stadt und einer großartigen Stadt sind großartige Parks und ein fabelhafter Außenraum“ [^1]. Was aber macht einen guten Außenraum aus? Anscheinend die Möglichkeit einer flexiblen und menschengerechten Nutzung für Freizeit, Erholung, für Märkte und als soziale Treffpunkte et cetera. Wer aber macht den Außenraum? "Von New York lernen" [^2] zeigt, dass es sowohl eine kluge Stadtplanung und Verwaltung als auch engagierte Bürgerinitiativen sind, die im Zusammenwirken den öffentlichen Raum, Straßen, Parks, Plätze schaffen. Es sind also nicht die Planer und Politiker alleine, auf die man sich verlassen sollte. Was Städte großartig macht, ist die Partizipation der dort lebenden Bürger...
I like this place in my city
Erfolgreich erscheint weiterhin eine mutige Befreiung des Straßenraums vom Individual-Autoverkehr. Der entlastete Raum kann nun demokratischer und flexibler von viel mehr Menschen gleichzeitig genutzt werden. Das zeigt auch ein kleiner experimenteller virtueller Dialog, der im Rahmen der Aedes Ausstellung zu FutureCityLab 2012 in Berlin geführt wurde. Im Rahmen von „Cities in Progress – Please do (not) disturb“ haben wir uns dort für die Frage interessiert: I like this place in my city because of … und zahlreiche Rückmeldungen erhalten. Eine Auswahl interessanter Beiträge findet sich im Internet.
Der Charakter der Plätze, die wir Menschen in unseren Städten besonders lieben, wird demnach ziemlich einheitlich eingeschätzt. Gefragt sind Orte mit menschengerechten Maßstäben, Autos finden sich dort eher selten. Aber die Möglichkeit für zufällige oder geplante Begegnungen mit anderen Menschen scheint für uns wichtig zu sein.
Dazu kommt der Aspekt, dass diese Außenräume auch eine flexible Nutzung unter Berücksichtigung des lokalen Klimas bieten sollten. Besonnte und verschattete Plätze, Regen- und Windschutz wenn nötig, gute Durchlüftung an heißen Tagen, einladende Materialien und Oberflächen, verbunden mit einer flexiblen und ansprechenden Qualität der Stadtmöblierung…
Klimawandel und Außenraum
Energieeinsparung im Bauwesen wurde traditionell vom Gebäude her gedacht. Alle Wärmeschutzverordnungen, Energieeinsparverordnungen fokussieren primär auf einzelnen Gebäude, deren Gebäudehülle und -technik und damit verbundene Einsparmöglichkeiten. Die Gebäudeumgebung wird in der Regel nur im Kontext der Besonnung und Verschattung und eventuell der Tageslichtnutzung gesehen. Der städtische Außenraum kann aber weitaus mehr leisten. Vor dem Hintergrund des Klimawandels stellt sich die berechtigte Frage:
"Welchen Beitrag kann ein behutsamer Stadtumbau zur Verbesserung des Stadtklimas tatsächlich leisten?"
Im Sommer 2003 hatte eine Hitzewelle in ganz Europa zu einer erhöhten bioklimatischen Belastung geführt. Die Städte, insbesondere Paris, waren besonders stark betroffen. Verglichen mit London oder Berlin bedeckt Paris nur halb soviel Fläche und ist zudem deutlich versiegelter. Parks und begrünte Freiflächen können lokal durch Verschattung und Evapotranspiration den innerstädtischen Wärmeinseln entgegenwirken. Untersuchungen zeigen, dass 10% mehr innerstädtische Grünflächen den Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels bis in die 80ziger dieses Jahrhunderts kompensieren können. Zusammenhängende Parkflächen größer als 1 ha bewirken eine Abkühlung von ca. 1 °C und mehr.
Design for Outdoor Comfort – Smart Green and Blue
Der Außenkomfort kann also gezielt mit passiven und aktiven Strategien, die auf die lokalen klimatischen Bedingungen abgestimmt sind, verbessert werden. Bewerten lässt sich das über Parameter wie zum Beispiel die "Gefühlte Temperatur", die alle dominierenden bioklimatischen Parameter, wie solare Einstrahlung, langwellige Wärmestrahlung der Umgebung und des Himmels, Lufttemperatur, Feuchte und Wind mit dem individuellen Bekleidungs- und Aktivitätsgrad zusammenführt. Damit lässt sich der Außenkomfort für verschiedene städtebauliche Situationen vergleichen. Lokale Unterschiede können gezielt für unterschiedliche Nutzungen vorgeschlagen werden.
Mit den umgesetzten Projekten zeigt sich, dass die Simulations- und Planungswerkzeuge präziser werden. Die klimatischen Verbesserungen durch Windschutz und Verschattung können gezielt studiert werden. „The Green and Blue“ – die Planung von Parks, Außenraum, Landschaft und Wasserflächen kann gezielt auf die Verbesserung des Außenkomfort abgestimmt und damit die Lebensqualität und Nutzungsdichte verbessert werden.
[^1]: von Dialogues Seite 54
[^2]: "Von New York lernen, Mit Stuhl, Tisch und Sonnenschirm"
Susanne Lehmann-Reupert, ISBN 978-3-7757-3668-8