Klimapositiv: Hofgut Karpfsee - Langes Haus, Bad Heilbrunn, Deutschland

Klimapositiv: Hofgut Karpfsee - Langes Haus

Dieses Projekt hatte kein alltägliches Ziel: Ein bestehendes Hofgut im Voralpenland soll sich in nachhaltige und weitgehend autarke Plusenergie-Gebäude verwandeln.

Der Bauherr ist die die Stiftung Nantesbuch, die sich hier vorgenommen hat, behutsam etwas Neues aufzubauen, das in höchstem Maße Rücksicht auf das Bestehende und auf die uns umgebende Natur nimmt, um dort Projekte zu Kunst und Natur zu verwirklichen. Das „Lange Haus“ soll sich vollständig aus regional verfügbaren, regenerativen Energiequellen versorgen können. Im Akademiebereich (Seminarräume, Küche, Übernachtung) muss man sich wohlfühlen können: Der thermische und visuelle Komfort muss auch hohen Ansprüchen genügen.

Transsolar hat sich darum gekümmert: Restholz aus dem eigenen, 100 ha großen Wald in Form von Hackschnitzeln wird als Quelle erneuerbarer Energie verwendet. Um einen (Primär) Energieüberschuss zu erzeugen, wird einerseits die Biomasse in einem Holzvergaser-Gasmotor-BHKW nicht nur in Wärme (55 kW), sondern auch in Strom (20 kW) umgewandelt. Zusätzlich erzeugt eine PV-Anlage (40 kWp) auf dem Dach der Energiezentrale solaren Strom. Überschüssiger Strom lädt dabei zuerst einen Speicher vor Ort auf (40 kWh LiFePO4) zur Optimierung des Eigenstrom-Verbrauchs und steht auch einer Stromtankstelle für E-Mobility zur Verfügung, bevor er weiter in das öffentliche Stromnetz geleitet wird als „Einspeisung“.

Die Holz-Kraft-Anlage deckt die Grundlast und wird nach Bedarf betrieben, d.h. nur wenn Wärme zur Gebäudeheizung und/oder Hackschnitzeltrocknung gebraucht wird. Die Spitzenlast an sehr kalten Tagen übernehmen zwei Hackschnitzelkessel (180 kW). Die Kühlung des Seminargebäudes erfolgt ohne elektrische Kältemaschine über 20 Erdsonden von jeweils 100 m Tiefe. Das entwickelte Energiekonzept führt im Netzparallelbetrieb in der Bilanz zu einem Energie-Überschuss:

Das „Lange Haus“ ist daher ein Plusprimärenergiegebäude. Für den Fall, dass das öffentliche Stromnetzes einmal ausfallen sollte, gibt es keine Sorgen, dass das Licht ausgeht oder man frieren muss: Das elektrisches Last und Quellenmanagement steuert automatisch Holz-Kraft-Anlage (HKA), Solarstromanlage (PV), Stromspeicher (EES) und die eingeschränkten Verbrauchsbereiche. Das Hofgut ist dann eine „energetische Insel“. Das Ziel ist erreicht, die langfristige, autarke und regenerative Energieversorgung mit Wärme, Kälte und Strom ist stets verfügbar – und erzeugt dabei noch Überschuss zur Gutschrift.

2019 DGNB Klima Positiv
2018 Balthasar Neumann