Schulgebäude, Santiguyah, Guinea

Schulgebäude

Das gemeinsame „Design-Build-Programm“ der Hochschule Düsseldorf / Peter Behrens School of Arts und des Lehrstuhls für Gebäudelehre an der RWTH Aachen kombiniert den meist theoretischen akademischen Lehrplan mit praktischem Unterricht in einer neuen Studien- und Forschungstypologie: Bachelor- und Master-Studierende setzen ihre Ideen um und vollziehen Theorie und Praxis. Die Zusammenarbeit verschiedener Hochschulen, Berufsschulen und Bildungs-/Kulturinstitutionen stützt das Konzept „Build together – Learn together“.

Das westafrikanische Guinea war unter der Regierung des Landes bis 1987 von der Außenwelt abgeschnitten und bis heute fehlt im Alltag viel, wie Strom und fließendes Wasser oder auch Gesundheitsversorgung. Menschen in ländlichen Gebieten leben vorwiegend von den selbst angebauten Grundnahrungsmitteln und haben kaum die Möglichkeit zur Bildung: Ca. 70 % der ländlichen Bevölkerung sind Analphabeten.
MEN-A, Guineas Bildungsministerium, und die deutsche staatliche Entwicklungsbank KfW haben das „Guinea II Grundbildungsprogramm“ ins Leben gerufen. Um Kindern eine Bildungschance zu geben, wurde das Schulprojekt mit Modellcharakter im ländlichen Raum der Region Faranah im Dorf Santiguyah angelegt, einem Ort mit 300 Einwohnern und rund 10 weiteren Dörfern in der Umgebung. Dort gibt es keinen Strom und Wasser kommt aus einem öffentlichen Brunnen.
Nach einjähriger Planung begann ab Januar 2019 der Bau in mehreren Phasen in der vorlesungsfreien Zeit. Rund 70 Studierende aus Deutschland und Guinea sowie junge Handwerker waren am Bau beteiligt, die örtliche Berufsschule „Centre de Formation Professionelle“ und die Handwerkskammer Münster mit eingebunden. Junge Auszubildende begleiteten die Studierenden in den Bauphasen.

Das Ziel ist ein Campus mit zwei Schulgebäuden und insgesamt sechs Klassenzimmern, zwei Latrinen mit Wasserstationen, einem Lehrerhaus sowie einem Fußballfeld und Wohnungen für die Lehrer. Etwa 300 Kinder aus acht Dörfern können die Schule besuchen, sobald alle Gebäude fertiggestellt sind.
Stabile Erd-Zement-Blöcke, die selbst hergestellt und ohne Mörtel verarbeitet werden, bilden das Mauerwerk, Betonsockel schützen sie vor Monsunregen. Bei vorherrschend tropischen Wetterbedingungen ist eine Kühlung eines Gebäudes von großer Bedeutung. Daher ist ein wesentliches Element des Entwurfs ein nachhaltiges, passives und natürliches Belüftungssystem, dessen Prinzip, die Wechselwirkung von Sonneneinstrahlung und Verschattung zu nutzen, sich andernorts bereits bewährt hat:
Das gedoppelte Dach.
Im Fall der hier gebauten Module bilden kleinere Ziegelgewölbe das untere Dach. Darauf ruht eine Stahlträgerkonstruktion. Diese ist mit Wellblech gedeckt und schützt das Gewölbedach vor direktem Sonneneinfall. Die Gebäude sind quer zur vorherrschenden Richtung Windes ausgerichtet, damit dieser das Abführen der warmen Luft durch Konvektion aus der Konstruktion noch unterstützt. Das lange, rechteckige Schulhaus bietet neben den Klassenzimmern zusätzlich verschatteten Außenraum für Unterricht, Freizeit und Kommunikation.
Fenster sind an beiden Seiten der Klassenzimmer angeordnet und mit verstellbaren Lamellenläden versehen. Mit ihnen kann je nach Wärme und Wind geregelt werden, wie schnell ein Luftstrom eintritt, der die angesammelte Warmluft nach außen abführt.
Das Wasser, das in der Monsunzeit über die Dächer strömt, wird in Tanks gesammelt.
Die Trockentoiletten-Latrinen folgen einem landestypischen Zweikammer-Dehydrierungssystem. Die getrockneten Überreste können zur Düngung des Schulgartens oder der umliegenden Felder verwendet werden.
Finanzierung: Studien- und Fachkräftefonds V Guinea BMZ organisiert durch die KfW
Unterstützung: Sto-Stiftung, Karl Bröcker Stiftung, Carl-Arthur-Pastor Stiftung, Engagement Global und weitere.