Quatiersentwicklung Betriebswerk – Umnutzung und Erweiterung, Heidelberg, Deutschland

Quatiersentwicklung Betriebswerk – Umnutzung und Erweiterung
Quatiersentwicklung Betriebswerk – Umnutzung und Erweiterung

Das ehemalige Bahnbetriebswerk ist eine Projektentwicklung eines Areals von denkmalgeschützten Bestandsbauten ergänzt mit Neubauten. Es entsteht Raum zum Arbeiten und temporären Wohnen für rund 500 Menschen, in einem Nutzungsmix aus Co-Working- und Co-Creation-Spaces, Wohnungen, Kita, Gastronomie und Kulturräumen.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist das Ziel ein ressourcenschonender Lebensraum, der sich positiv auf die Stadt und Umwelt auswirkt, haben die Architekten für die erfolgreiche Umnutzung der Gebäude ein ausgeklügeltes Raumprogramm entworfen. Transsolar hat die unterschiedlichen Bereiche für die vielfältigen Raumnutzungen separat untersucht und ihre individuellen Konzeptionen für Behaglichkeit ausgearbeitet, mit dem Ziel, stets bedarfsgerecht auszulegen und Ressourcen doch bestmöglich zu schonen. Als robuste Grundlage steht passive Funktionalität des gebauten Raums im Verbund mit minimalen technischen Installationen im Vordergrund, um unter dem Aspekt der Suffizienz einen hochwertigen Komfort zu ermöglichen.
Für geometrischer Sonnenschutz sorgen die kleinen Fenster mit ihren Laibungen, thermische Speichermasse und Nachtauskühlung bieten eine sehr gute Basis für sommerlichen Wärmeschutz. Neben der natürlichen Lüftung über die Fenster ermöglichen Deckenlüfter effiziente passive Kühlung. Nur bei erhöhtem Bedarf kommt weitere Technik für passive oder aktive Kühlung und zur Belüftung zum Einsatz.
Da zum Schallschutz eine Ertüchtigung der Böden nötig war, wurde mit dem neuen Estrich Fußbodenheizung eingebracht. Perlit-gefüllte Ziegel mit diffusionsoffenen Fugen sorgen selbst für Dämmung; die Innenwände wurden mit Kalk geschlämmt und nicht verputzt.
Die Temperierung des Bestands, der Bestandserweiterung, der Halle, des Seminars, des Foyers, der Empore, der Pavillons und der Büroneubauten erfolgt mit effizienten Systemen, zum Beheizen bei Niedertemperatur und zur Kühlung mit relativ hohen Temperaturen, beides über Fußbodenaktivierung, was für die Nutzer einen hohen Komfort ausmacht, da sie je nach Anforderung mit den benötigten Vorlauftemperaturen versorgt werden. Auch die Lüftungsanlagen der Bestandserweiterung, der Halle, des Seminars, des Foyers, der Empore und der Pavillons sind an beide Netze angeschlossen, um die Vortemperierung der Luft in allen Jahreszeiten zu gewährleisten. Die Zuluft für diese Nutzungsbereiche wird nach Bedarf sowohl erwärmt als auch gekühlt. Die Anlagen sind mit einer effizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet. Das Lüftungssystem wird wo möglich über das impulsarme Quellluftprinzip ausgeführt, um einen höchstmöglichen Nutzerkomfort bei gleichzeitiger Energieeffizienz zu gewährleisten.

Auf dieser Basis hat Transsolar das Energiekonzept für das ganze Quartier ausgearbeitet. Die Wärme- und Kälteversorgung des Areals erfolgt mithilfe eines dreigeteilten Nahversorgungsnetztes. Es führt Wärme beziehungsweise Kälte auf drei unterschiedlichen Temperaturniveaus. Die Hauptwärmequelle des Netzes ist der Anschluss an das vorhandene Fernwärmenetz. Darüber hinaus wird die Serverabwärme der Werkhäuser in den Heizkreis eingegliedert und zu Heizzwecken genutzt. Kälte wird durch ein lokales Brunnensystem gewonnen. Das System verfügt über Pufferspeicher für den Heizkreis und für den Kühlkreis.
Auf den Dächern produzieren Photovoltaikkollektoren Strom, der zu 100% im Quartier selbst genutzt wird.
Die Vorhaben des ersten Bauabschnitts (vorwiegend Altbau) waren 2024 abgeschlossen, weitere fünf Abschnitte (Neubauten) werden bis 2026 folgen.
Das Betriebswerk ist ein Projekt der IBA Heidelberg. Ein sechsköpfiger fachlicher Beirat ergänzt die Betriebswerk-Gesellschaft, entwickelt, kontrolliert und lenkt die Prozesse mit dem Ziel, gesamtökologisch eine Ressourceneffizienz zu verwirkliche, die geringere CO2-Emission erzielt als ein neues Passivhaus. Für das Projekt wird eine DGNB-Zertifizierung (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) in Gold angestrebt.