Sanierung Wohnhochhaus Rheinstraße, Karlsruhe, Deutschland

Sanierung Wohnhochhaus Rheinstraße

Ein Wohnhochhaus aus dem Jahr 1963 erhält eine umfangreiche Modernisierung. Zunächst müssen Schadstoffe wie Asbest entfernt, dann der Brandschutz und die Energieeffizienz des Gebäudes auf einen aktuellen Stand gebracht werden.
Die Grundrisse der Wohnungen werden verändert und jede erhält einen neuen geschützten Außenbereich, die den Wohnraum als Wintergarten erweitert. Im unkonditionierten Pufferraum ist es im Winter bei Sonnenschein wärmer als draußen. Im Sommer dient er als öffenbarer Balkon und hilft bei der Verschattung der Wohnungen sowie als Schutz gegen den Verkehrslärm. Mit der auf eigener Tragkonstruktion vorgesetzten Balkonfassade wächst die Wohnfläche des Hauses von 5.100 m² auf dann 6.100 m².
Die geschlossene Südwestfassade erhält über die gesamte Gebäudehöhe eine 447 m² große, fassadenintegrierte Photovoltaikanlage. die die erforderliche Fassadenbekleidung ersetzt. Strom produziert sie überwiegend in der 2. Tageshälfte, wo normalerweise der Stromverbrauch in Wohngebäuden höher ist. Aufgrund des langen Lebenszyklus der Fassade, der Symbolhaftigkeit, des geringen Anteils von nur ca. 0,5 % an den Projekt-Gesamtkosten sowie der unkomplizierten Möglichkeit der Integration, empfiehlt sich Fassaden-PV hier besonders. Zusammen mit einer auf dem Dach nachgerüsteten weiteren PV-Anlage von 50 kWpeak kann eine Energiemenge erzeugt werden, die in Jahresbilanz 46% der Emissionen des Gebäudebetriebs kompensiert.
Der Vorschlag, einen Batteriespeicher vorzusehen und die solaren Erträge des Tages für die Abend- und Nachtstunden zu speichern, hat zum Ziel, möglichst viel des Solarstroms im Haus selbst zu nutzen und den Autarkiegrad zu erhöhen.
Über Windenergieerzeugung auf dem Dach wurde nachgedacht und dafür Windmessungen mit Hilfe einer Wetterstation vorgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb eines Windrades auf dem Dach aktuell noch schwierig ist. Die Messdaten unterstützen auch das Forschungsprojekt der TU Dresden „Urbane Windkraftanlagen mit performanten Stahlrotorblättern“.
Warmwasserbereitung über Wärmeübergabestationen innerhalb der Wohnung erübrigt Zirkulation des Trinkwarmwasser im Schacht. Die Wohnungen über Fensterfalzlüfter zu lüften ist wegen einzuhaltender Schallschutzwerte schwierig. Zuluft aus dem Wintergarten erfüllt nicht die nötige Qualität, wenn deren Verglasung geschlossen ist. So wäre je Raum eine Zuluftleitung von außerhalb erforderlich. Die Abluft über das Dach abzuleiten, wäre mit hohem Aufwand für den Brandschutz verbunden und wegen der Steigstränge mit Verlust an Wohnfläche. Das vorgesehene energieeffiziente Niedertemperaturheizsystem eignet sich nicht zum Erwärmen kalter Außenluft im Winter. Daher erhält jede Wohnungen ein dezentrales Zu- und Abluftsystem mit Wärmerückgewinnung. Ein solches leistet Vorerwärmung der Außenluft durch Wärmetauscher bei einem Wärmerückgewinnungsgrad größer 85 % und sorgt für gute Luftqualität unabhängig von äußeren Lärmeinflüssen.
Der vorgeschlagene Ansatz, der diese Aufgaben löst, ist, in jedes Bad eine mit der notwenigen Technik vorbereitete Wand einzusetzen. Auch die Montage des erforderlichen Lüftungsgerätes in einer industriell vorgefertigten Installations-Montagewand ist oberhalb des WC-Spülkastens möglich. Weitere Vorteile sind Zeitersparnis bei der Montage und geprüfte Sicherheit mit allen Nachweisen.
Der jährliche Energiebedarf liegt so auf 27 kWh/m² für (Fern-) Wärme inkl. Trinkwarmwasser und 31 kWh/m² für Strom.

Die Schadstoffsanierung wird voraussichtlich im September 2024 fertig. Die anschließende Modernisierung soll zwei Jahre dauern.