Joudour Sahara Cultural Centre, M’hamid El Gizlane, Marokko

Joudour Sahara Cultural Centre

Das Joudour Sahara Cultural Centre (JSCC) ist nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Hauptenergielieferant des JSCC wird Fotovoltaik sein, um vor allem das Musikaufnahmestudio, die Unterrichtsräume und die Küche mit Strom zu versorgen. Kompost liefert Biogas für den Herd in der Küche. Obwohl der Standort derzeit über einen Brunnen verfügt, soll dieser nach dem Bau des Wasserspeichers, der in der ersten Phase 2021 fertiggestellt werden soll, nicht mehr genutzt werden. Das Nutzen des Brunnens senkt den Grundwasserspiegel und verstärkt die Wüstenbildung. Stattdessen wird ein neues Reservoir dreimal im Jahr, wenn der Wadi Draa Wasser führt, mit diesem gefüllt. Das Speichern dieses Wassers reicht aus, um den Standort das ganze Jahr über zu versorgen. Es wird hier jeder Wassertropfen genutzt, selbst Urin wird gefiltert und zur Bewässerung der Permakultur-Testbeete verwendet. Nur natürliche lokale Seife/Shampoo (Ghassoul) und Zahnpasta (Salz, Backpulver, Orangenschalen, getrockneter Salbei, Minze und Arganöl) werden auf dem gesamten Gelände verwendet, um sicherzustellen, dass das Grauwasser aus Waschbecken und Duschen auch zur Bewässerung genutzt werden kann.
Vor Ort werden keine Klimaanlagen oder andere Formen der mechanischen Kühlung erforderlich sein. Erdkanäle, deren Rohre zwei Meter unter der Oberfläche verlegt sind, werden die Unterrichtsräume passiv kühlen, unterstützt durch kleine solarbetriebene Ventilatoren, die die kühle Luft durch Rohrschlangen bewegen. Das Wasserreservoir kühlt sich bei passiver Belüftung durch Verdunstung, wofür die Sitzplätze oberhalb des Reservoirs kühle Luft von unten entweichen lassen. Die Prinzipien zu Verschattung und Querlüftung werden auf dem gesamten Gelände angewendet; die dauerhafte Bepflanzung ist strategisch neben den Gärten platziert, was für ein kühleres Mikroklima sorgt.
Abgeschieden vom Stromnetz muss der Energiebedarf des Zentrums vollständig von photovoltaischen Sonnenkollektoren gedeckt werden, was effiziente Module in der sonnenreichen Region gut leisten können. Die thermische Masse der Gebäude mit 80 cm dicken Stampflehmwänden sorgt für eine passive, puffernde Wärmeregulierung, indem die Wände tagsüber Wärme aufnehmen (Kühlung) und nachts wieder abgeben (Heizung). Die Temperatur in der Wüste kann erheblich sinken und im Januar auf 1°C fallen. Die Fenster sind einander gegenüber ausgerichtet, um die Querlüftung zu fördern und strategisch so platziert, dass sie die Sonneneinstrahlung begrenzen. Sie sind klein gehalten, nicht breiter als 30 cm, besitzen Verschattungen mit Lamellen, die sich passend zum Sonnenstand ausrichten lassen. Zusätzlich sind die Fenster mit Insektengittern versehen. Von Mai bis September, wenn die Nachttemperaturen hoch sind (25 – 28°C), werden die Lamellen der Fensterläden und die Türen aller Gebäude nachts geöffnet, damit die von den Lehmwänden abgegebene Wärme abgeführt werden kann. Wärmeeintrag durch Sonnenstrahlung auf das Dach begrenzt der traditionelle Aufbau aus einer 10-12 cm dicken Lehm- und Heuschicht und 5 Lagen gewebtem Schilf.
Gebäudetechnik ist auf ein Minimum beschränkt: Solarzellen versorgen mit elektrischer Energie, eine solarbetriebene Wasserpumpe fördert das Wasser und es gibt fünf solarbetriebene Luftabzüge, für die Unterrichtsräume je einer und für das Aufnahmestudio zwei. Die Unterrichtsräume kühlt ein passives System, das aus Solarkaminen in Kombination mit einer Doppeldecke und einem Erdkanalsystem besteht und die natürliche Belüftung mit vorgekühlter Luft ergänzt.
Einrichtungen wie Komposttoiletten sorgen für eine rationelle Abfallentsorgung und minimieren den ökologischen Fußabdruck. Durch die Verwendung natürlicher Baumaterialien wie Stampflehm, Palmenstämme und Arish (strohgedeckte Palmblätter) werden die CO2-Emissionen im Lebenszyklus dieser Strukturen nahezu ausgeglichen; eine Ausnahme bildet der Beton, der für das Wasserreservoir nötig ist.

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