Bundesgeschäftsstelle Deutscher Alpenverein DAV, München, Deutschland

Bundesgeschäftsstelle Deutscher Alpenverein DAV
Bundesgeschäftsstelle Deutscher Alpenverein DAV

Der Bauherr hat für die neue Bundesgeschäftsstelle ein bestehendes Gebäude erworben, und es ressourcenschonend revitalisiert und aufgestockt. Das Konzept beruht auf dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und verantwortbarem Umgang mit der Umwelt. Von außen betrachtet bleibt verborgen, dass der Betonkern des Altbaus fast vollständig erhalten ist. Ein Neubau hätte durch Mehrverbrauch an Ressourcen den ökologischen Fußabdruck deutlich vergrößert. Die beiden hinzugefügten Stockwerke sind in Holzbauweise ausgeführt. Das reduziert sowohl die Zusatzlast für die Bestandsstatik als auch die „Graue Energie“. Durch den Bau werden nicht nur weniger neue Treibhausgase emittiert, sondern CO2 wird auch langfristig in der Konstruktion gebunden.

Holz, Glas und Begrünung kennzeichnen die neue Gebäudehülle. Die großen Fensterfronten kommen in vielen Bereichen ohne außenliegenden Sonnenschutz aus, da in aufwändigen Simulationen für jedes relevante Fensterelement die Verschattung durch Umgebungsbebauung und Begrünung untersucht wurde.

Von Anfang an war für das Klimakonzept ein „Low-tech“ Ansatz gefragt. Es galt, ein natürliches Lüftungskonzept zu entwickeln, das trotz hoher Schallemissionswerte der nahen Autobahn und hoher Winddruckschwankungen aufgrund der nahen Hochhäuser sehr guten akustischen und thermischen Komfort im Innern bietet: Die Lösung ist ein neuer Ansatz für den Brüstungsaufbau, der konsequent in allen Bürobereichen implementiert wurde. Das Lüftungselement „SonoVent“ der Fa. Renson liefert die Außenluft unabhängig von der Druckdifferenz schallgedämmt mit gleichbleibenden Volumenstrom. Standardmäßig wird das Element jedoch über dem Fenster montiert, was bei den kühleren Außentemperaturen im voralpinen München zu Zugerscheinungen führen würde. Eine Vorerwärmung über den Konvektor birgt die Gefahr, dass dieser im Falle einer Fehlfunktion einfrieren und damit ein hoher Schaden entstehen könnte.

Die gefundene „Low-Tech“ Lösung verzichtet auf den Einsatz von Hilfsenergie und elektrischen Regel- und Steuerelementen. Stattdessen wird auf die Grundlagen der Physik gesetzt und damit das System sehr robust gestaltet: Die Lüftungselemente sind bodennah in die Fassade eingebaut, aber so, dass im Havariefall die kalte Außenluft am Konvektor vorbeiströmt. Im Regelbetrieb sorgt der thermische Auftrieb des Konvektorschachtes für die Ansaugung von Außenluft und bodennaher Raumluft. Die so erwärmte frische Zuluft verhindert kalte Füße. Die Abluft wird zentral in Schächten gesammelt und über Abluftventilatoren über das Dach abgeführt. Die Funktion wurde mit CFD- Simulationen verifiziert und auch an einem 1:1 Mockup mit Rauchversuchen erfolgreich überprüft.

Offene Decken unterstützen die Strategie der Auskühlung der Räume über Nacht im Sommer. Bei Bedarf sorgen Deckenventilatoren für erhöhte Luftbewegung und Nutzerkomfort.

Das Gebäude bezieht Fernwärme. Eine Klimaanalage gibt es nicht. Aktiv, aber nicht konventionell gekühlt wird lediglich der Elektro und IT-Bereich: Zwei Kältemaschinen arbeiten mit dem Kältemittel Wasser. Das ist günstig, effizient, ungiftig, nicht brennbar, ohne Ozonabbaupotential und hat ein Treibhauspotential von Null. Im Winter wird die Abwärme zum Heizen verwendet. Auch hier zeigt sich die ökologische Verantwortung des Bauherrn.

2023 Deutscher Holzbaupreis (Bauen im Bestand)
2023 Nominiert für deutschen Nachhaltigkeitspreis